24. März 2017, 19.30 Uhr
Prinzenhofkeller, Arnstadt  – EINTRITT FREI

Der Film

Die Stimme Amerikas – US-Musik in der DDR

Die USA besaßen in der DDR einen vielschichtigen Symbolgehalt. Beide Seiten, die Sympathisanten wie auch die Gegner der USA, sahen ihre Idee von der Neuen Welt in den unterschiedlichen Formen populärer Musik gespiegelt. Je nach Perspektive galt sie als dekadent oder erlösend. Amerika besaß einen Klang. Der Film zeigt, wie amerikanische Musik nach 1945 zwischen die Fronten des Kalten Krieges gerät. Heftige Debatten entzünden sich am Jazz, er wird lange Jahre als „Sirenengesang des Klassenfeinds“ verteufelt. Die Stimme des fortschrittlichen, anderen Amerika entdeckt die Propaganda hingegen in schwarzen Volksliedtraditionen. 1960 kommt der Weltstar Paul Robeson als Staatsgast in die DDR, ein „Sänger des Friedens“. Fünf Jahre später tourt Louis Armstrong durch den Osten Deutschlands. Er öffnet so manche politische Tür für den Jazz. Die Amerikabilder der DDR werden auch mithilfe kritischer Singer-Songwriter justiert. 1966 darf Joan Baez in Ost-Berlin auftreten. Der Staat präsentiert sie einseitig als unermüdliche Gegnerin des Vietnamkrieges und Verfechterin der Bürgerrechtsbewegung und will verhindern, dass sie den Dissidenten Wolf Biermann trifft. Doch seine Überwachungsmaßnahmen laufen ins Leere.

Einen besonderen Platz räumt der Film Etta Cameron (1939 – 2010) ein. Die afroamerikanische Sängerin kommt 1968 in die DDR und lebt fast fünf Jahre lang im Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg. In ihrer Wahrnehmung fließen geradezu brennglasartig divergierende Amerikabilder zusammen. Weil sie sich simultan in verschiedenen gesellschaftlichen Milieus bewegt, in den Medien genauso zu Hause ist wie im Schutzraum der Kirche, fungiert Etta Cameron als Spiegel konkurrierender Interessen, Visionen und Sehnsüchte.

Weitere  Protagonisten der Dokumentation sind Debbie und Steve Cameron, Uschi Brüning, Ernst-Ludwig Petrowsky, Christoph Dieckmann, Karlheinz Drechsel, Victor Grossman, Walter Kaufmann, Siegfried Schmidt-Joos, Hannes Zerbe und Klaus Lenz.

Der Film ist eine Produktion von armadafilm im Auftrag des Rundfunk Berlin-Brandenburg, gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Das Gespräch

rauhutZu Gast wirde der Autor des Filmes,  Michael Rauhut sein und es gibt die Möglichkeit über den Film und die eigenen Erlebnisse der Zeit zu sprechen.
Michael Rauhut (* 1963) ist ein deutscher Musikwissenschaftler, Autor und Kenner der DDR-Musikszene.
Er studierte von 1984 bis 1989 Musik- und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), war Doktorand am Forschungszentrum populäre Musik der HU. 1993 promovierte er zum Doktor der Philosophie und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berliner Institut für zeitgeschichtliche Jugendforschung.  Seit dem 1. Januar 2008 ist Rauhut Professor für populäre Musik am Institut für Musik der Universität Agder in Kristiansand (Norwegen). Seit 2009 ist er ordentliches Mitglied der Agder Vitenskapsakademi.

Seine Spezialgebiete umfassen die populäre Musik der DDR, Blues und Jazz, die Geschichte der populären Musik und den Zusammenhang zwischen Jugendkultur und populärer Musik. Darüber hinaus ist Rauhut vielseitig beratend und publizistisch tätig, unter anderem für die Bundeszentrale für politische Bildung, die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und für die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Rauhut war von 1996 bis 1999 Moderator und Redakteur beim Berliner Radiosender JazzRadio 101,9 und gehörte von 1999 bis 2005 zu den Stammautoren der Musikredaktion von Deutschlandradio Berlin. Seit 2008 ist er Mitglied der Jury für Blues und Bluesverwandtes beim Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Rauhut ist Autor, Herausgeber und Mitherausgeber zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und Sachbücher zur Rockgeschichte der DDR.

Der Jazz

foto_07Stimmgewaltig und elegant – So präsentiert sich Katrin Kaufmann ihrem Publikum.
Als professionell ausgebildete Sängerin mit jahrelanger Bühnenerfahrung und einem abwechslungsreichem Programm von Jazz bis Rock.
Begleitet wird sie dabei von ihrem ebenso talentierten Sohn Eric, der eine klassische Klavierausbildung absolviert hat, am Jazz-Piano.