Aziza Mustafa – Zadeh

Eine wunderschöne Frau sitzt allein am Klavier. Sobald das Konzert beginnt, explodiert dieses Wesen vor schierer Musikalität. Aziza Mustafa-Zadeh ist eine brillante Pianistin, Sängerin und Komponistin, klassisch ausgebildet am Konservatorium in Baku. Und damit ist sie eben nicht eine weitere Sängerin mit hübschem Gesicht, die das Songbook der Jazzliteratur zerfleddert. Nein, sie ist pure Originalität, einfach einzigartig, mit niemandem sonst zu vergleichen –
und sieht dazu noch gut aus.

Die orientalischen Klänge ihrer Heimat Aserbaidschan vermischt sie mit klassischer Musik, mit Jazz, Blues und Avantgarde. Sie singt in Englisch und in ihrer Muttersprache Azri. Balladen wechseln sich ab mit temporeichen vertrackten Kompositionen, ihr Scat-Gesang mündet plötzlich in wild tremolierende Vokallinien aus dem Fernen Osten.

Sie ist Anmut und Eleganz, versunkene Andacht und berstende Emotionalität – Aziza spielt mühelos und unbekümmert mit den multikulturellen Schattierungen dieser Welt. Ihr facettenreiches Spiel auf der Tastatur wildert in der Zitatenkammer abendländischer Klavierliteratur genauso wie in „klassischen“ Jazzstücken. Verwoben wird alles in einem Geflecht orientalischer Ornamentik. Klangkaskaden, Sphären aus minimalen Tonschrittfolgen, arabisch-orientalische Skalen mit ihren markanten Intervall-Sprüngen geben dem akustischen Zauber ein märchenhaftes Gepräge – Geschichten aus Tausendundeiner Nacht – wie ein fabelhaftes Feenwesen auf musikalischer Weltreise. Azizas Artistik der tonalen Formenverschmelzung ist ein Akt von beeindruckender Natürlichkeit.

Die aserbaidschanische Prinzessin des Jazz wird im Januar 2002 ihre siebte (!) Platte herausbringen. „Shamans“ erscheint bei Decca-Records und stellt eine kontinuierliche Weiterführung ihres einzigartigen Stils dar. Mit ihrem phänomenalen Talent, World Jazz und Klassik zu verschmelzen, ist sie eine Künstlerin von Weltklasse, die in keine Genreschublade hineinpasst. Und live auf der Konzertbühne ist sie einfach ein Naturereignis.

(im Arnstädter Theater am 04.06.2004)