"Christmas in Jazz" hieß die Veranstaltung mit Ekkehard Wölk am Piano und Walter Gauchel. Foto: Christoph Vogel (Thüringer Allg.)

Die in diesem Herbst sehr rührige IG Jazz Arnstadt hat ein kleines Wunder vollbracht: Am letzten Freitag ist ihr zum Auftakt des Bach Advent Arnstadt der Nachweis gelungen, dass Weihnachten nicht nur im Jazz steckt, sondern auch umgekehrt: Weihnachten ist Jazz und Jazz ist Weihnachten.

Diese Offenbarung verdanken wir dem Berliner Duo Ekkehard Wölk, (Piano, Arrangements) und Walter Gauchel, (Saxophon, Flöte), die mit dem Programm „Christmas in Jazz“ einen weiten Bogen über Kirchenlieder, Bach-Kompositionen und Filmmusiken wie aus „La Strada“ über Balladen und Blues bis hin zu Jazz- Standards von Charlie Mingus und Miles Davis spannten. Trotz dieser Vielfalt wurde es dank des erstklassigen Duos ein sehr homogenes, überzeugendes Konzert. Wie Jazzkenner wissen, ist die Kunst des Duos die höchste Kunst im Jazz, denn hier kann sich kein Musiker verstecken, aber auch der Hörer ist auf das Äußerste gefordert. Trotzdem war das im Ton weihnachtliche Konzert niemals anstrengend, da die beiden Musiker auf höchstem instrumentalen Niveau und mit viel Spielfreude dialogisierten. Natürlich wurden Reminiszenzen wach an solche unsterblichen Jazzgrößen wie John Coltrane und McCoyTyner, denn das Berliner Duo spielte sich vergnügt durch alle Spielarten des modernen Jazz. Man merkte, dass Wölk und Gauchel sowohl in der klassischen Musik als im Jazz bewandert sind. Das Schöne war aber, dass an diesem Abend keine Fusions- Musik geboten wurde, erst recht kein weichgespülter Pop-Jazz, wie er immer mehr sich auszubreiten droht. Und so konnte man an diesem Abend erfreulicher Weise trotz des scheinbar verfänglichen Titels ein großartiges Jazzerlebnis genießen, das einen würdigen Abschluss der Jazzmeile Thüringen darstellte. Jetzt muss der Jazzfan erst einmal durch den jazzlosen Winter kommen. Vielleicht kann er sich aber auch schon auf das 20. Jazzweekend vom 7. bis 10. Juni 2012 freuen, das mit dem Hauptkonzert in der Bachkirche ein gewisses Wagnis eingeht: Dort wird nämlich die derzeit sehr gefragte Jazzsängerin Jessica Gall mit ihrer Band auftreten. Wird sie mehr bieten als weichgespülten Pop-Jazz? Werden sich an ihr die Geister scheiden? Man wird hören.

Klaus Ehring / 29.11.11 / zuerst erschienen inder  TA

http://youtu.be/M9D3EPO7CzM